23 Uhr am 24.11.2021 waren wir wieder in Dresden und wurden von unseren Mamas und Maria abgeholt, die überglücklich waren, uns wiederzusehen.
Am nächsten Morgen habe ich dann natürlich erstmal ausgeschlafen und dann meinen Rucksack ausgepackt. Wie befürchtet, war das wirklich ein sehr seltsames Gefühl und obwohl ich mich auf Familie und Freunde gefreut hatte, wollte ich eigentlich so schnell wie möglich meine Sachen packen und wieder los. Zum Glück verging dieses Gefühl aber auch schnell wieder, schließlich hieß es jetzt ersteinmal Geld verdienen!
Wir hatten beide einen Job beim Weihnachtsbaumverkauf ergattert und für mich ging es bereits am zweiten Tag nach meiner Ankunft los. Von da an hieß es Montag bis Samstag von 10-18 Uhr in der Kälte stehen und den Leuten helfen den perfekten Weihnachtsbaum zu finden. „Ich könnte das nicht“, war etwas, was ich häufig zu hören bekam. Dabei ist dieser Job im Vergleich zu anderen Tätigkeiten, die man als Ungelernter ausüben kann, gar nicht so schlecht. Man steht den ganzen Tag an der frischen Luft, wenn man Glück hat, bekommt man eine Hütte am Stand mit Stromanschluss mit Heizer, wenn man Pech hat, dann halt nur die Hütte. Man hat viel Zeit zum Nachdenken, Lesen oder andere Tätigkeiten, da es immer Zeiten gibt, zu denen keine Kunden im Stand sind. Alles im Allen eigentlich ein ziemlich entspannter Job. Dennoch habe ich es manchmal ganz schön verflucht, vor allem wenn es mal wieder nieselte und eine neue Lieferung Weihnachtsbäume den Eingang zum Stand versperrte und ich erstmal zwei Stunden damit verbrachte, die Bäume zu sortieren und ordentlich im Stand unterzubringen. Ein Job, den ich mein Lebenlang ausüben wöllte, ist es also definitiv nicht! Trotzdem gab es auch einige schöne und irgendwie berührende Momente. Zum Einen hatte ich die letzten Tage immer Eddy, unseren Hund, mit dabei, der meist im Auto schlief und auf meine Rückkehr wartete. Zum Anderen gab es ein paar Menschen, die Mitleid mit mir hatten und so bekam ich ab und zu kleine Aufmerksamkeiten, wie z.B. Schokolade. Drei Begegnungen werden mir aber besonders in Erinnerung bleiben:
- Die Frau aus Freital, die mir ihre selbstgestrickten Handgelenkstulpen schenkte, damit meine Hände warm bleiben. Danach wurde mir nicht nur warm an den Händen sondern auch warm ums Herz.
- Die Frau aus Radeburg, die mir nicht nur Trinkgeld gab, sondern mich auch mit Quarkbällchen und zwei Brötchen mit Knacker versorgte und mir damit mein Mittag finanzierte.
- Der Mann beim Inder in Radeburg, der mir erlaubte die Toilette des Restaurants zu benutzen, da Lidl mir dies verwehrte und mit dem ich mich übers Reisen unterhielt.
Natürlich habe ich auch weniger freundliche Menschen kennengelernt, wie es eben beim Verkauf so ist. Aber für diese drei Begegnungen bin ich besonders dankbar.
Die restliche Zeit habe ich mit Familie, Freunden und der weiteren Planung unserer Reise verbracht.
Heute, am 20.12.2021, sitze ich wieder im Zug. Diesmal zunächst ohne Lina, denn es geht für mich jetzt doch noch nach Österreich. Der Abschied heute morgen fiel vor allem meiner Mama schwer. Ich will nicht sagen, dass er mir leicht gefallen ist, aber es war definitiv einfacher als beim letzten mal. Obwohl ich meine Familie zwar vermissen werde, weiß ich jetzt, dass ich mich auch auf Reisen wohlfühle und in Österreich werde ich ja immerhin meine Großeltern und meinen Onkel sehen. Ansonsten wäre ich wahrscheinlich gar nicht erst noch vor Weihnachten abgereist.
In drei Wochen, Anfang Januar, werden Lina und ich uns, wenn alles nach Plan läuft, in Frankfurt wiedertreffen, um dann unsere Reise gemeinsam nach Frankreich und Italien fortzusetzen.
Bis dahin genieße ich jetzt ersteinmal die Zeit in der Ramsau, ich bin echt gespannt, was für Arbeit mich dort erwartet!
Bis später irgendwann!
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