Samstag, 18.09.2021, gegen 9.00: Die Fähre fährt in den Hafen von Göteborg ein. Wir stehen an Deck und beobachten das Geschehen. Wir können es Beide noch nicht ganz realisieren, dass es jetzt wirklich losgeht. Irgendwie ein komisches Gefühl – Vorfreude gemischt mit etwas Angst, schließlich wissen wir nicht so richtig, wo und bei wem wir uns heute Abend befinden werden. Als wir die Fähre verlassen, werden wir erstmal von der Security angehalten: „Sprecht ihr Englisch?“, „Was macht ihr hier?“, „Seid ihr zum ersten Mal in Schweden?“, „Wie alt seid ihr?“ und natürlich: „Habt ihr Alkohol dabei?“, „Wirklich nicht? Wenn ich jetzt eure Taschen durchsuchen würde, würde ich wirklich nichts finden?“. Glücklicherweise hatten wir uns am Abend vorher dagegen entschieden, unserer Gastfamilie Wein mitzubringen. Das hätte jetzt problematisch werden können, da man in Schweden erst mit 20 Alkohol kaufen darf. So dürfen wir den Hafen, ohne nochmal aus- und einpacken zu müssen, verlassen und fahren mit dem Bus zum Hauptbahnhof, um dort wieder einmal unsere Rucksäcke loszuwerden. Das stellt sich diesmal allerdings als etwas schwieriger heraus als in Deutschland, da wir den Automaten nicht gleich davon überzeugt bekommen, unsere Karte anzunehmen. Letzten Endes hat es doch funktioniert, wir waren Frühstücken, haben uns über die Geschehnisse aus unserem Jahrgangschat unseres Abijahrgangs aufgeregt, sind ein bisschen durch Göteborg spaziert, haben Lina eine neue Mütze gekauft und sind schließlich wieder an unseren Rucksäcken angekommen.
Ab jetzt hätte es eigentlich ganz einfach sein sollen: in den Bus nach Borås einsteigen und uns dort von Jenny abholen lassen. Dummerweise fiel nur gerade in dem Moment, in dem wir uns ein Busticket kaufen wollten, die App aus. Beinahe hätten wir einen Bus später nehmen müssen, doch zum Glück halfen uns drei nette Schwedinnen und der Busfahrer, der es am Ende irgendwie schaffte, zu arrangieren, dass wir im Bus unsere Tickets lösen konnten. So kamen wir pünktlich am Treffpunkt an und wurden von Jenny und ihren zwei kleinen Kindern abgeholt.
Ankunft bei Jenny & Wictor
Logischerweise sind wir noch am selben Abend auf der Farm angekommen. Wir haben ein kleines, schönes Zimmer im Haus der Familie. Jenny und Wictor haben drei kleine Kinder (1, 2 und 3 Jahre alt), 4 Hunde, viele Pferde, 3 Ponys, 3 Katzen und viele Hühner, die wir immer füttern müssen. Die Farm ist irgendwo im nirgendwo, das nächste Dorf ist ca. 5km entfernt, doch gerade das macht es so schön hier: die Ruhe (abgesehen von den drei kleinen und sehr lauten Kindern) und der Fakt, dass man hier selten Autos sieht.
Über unsere ersten Tage könnte man viel erzählen, hier aber nur die Kurzfassung: wir haben bereits die beiden Hühnerställe ausgemistet (das war wortwörtlich eine Sch*iß-Arbeit); waren reiten, einmal sogar im Dunkeln; fast wäre uns ein Pferd abhanden gekommen, zum Glück konnten wir es aber mit Äpfeln und Leckerlies wieder einfangen; sind an einen See in der Nähe spazieren gegangen; haben auf Wictors dreijährigen Sohn aufgepasst und waren mit ihm mit Ponys reiten; haben die Wiese mühevoll von Äpfeln befreit und aus denen von Baum Apfelmus selbstgemacht und Apfelkuchen gebacken und natürlich etwas Schwedisch gelernt!
Uns gefällt es wirklich sehr hier. Wir haben uns schnell eingelebt und wissen allmählich, was zu tun ist. Jeden Abend fallen wir spätestens um neun todmüde ins Bett, geschafft vom Tag und vor allem von der vielen Energie der Kinder.
Wahrscheinlich werden wir noch bis Ende Oktober hierbleiben, bevor wir dann in den Norden aufbrechen werden :).
Und zum Schluss noch ein paar Impressionen: die Farm und ihre Umgebung, einer der Hühnerställe, der wunderschöne See, in dem wir mit Sicherheit noch baden gehen werden und ich mit einem Pferd :).
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