Nach 20h Zugfahrt, davon ca. 11h Nachtzug, dreimal umsteigen, zweimal davon um fünf Uhr morgens ungeplant aufgrund eines Güterzugunfalls kamen wir am Dienstag, den 9.11.2021 in Kiruna am Bahnhof an.
Wir hatten etwas Glück, da wir im Nachtzug Lysell (ich hoffe, ich schreibe ihren Namen richtig) getroffen haben, die, wie sich recht schnell herausstellte, in Camp Alta, unserer Unterkunft, arbeitet. Sie bot uns gleich an, dass ihr Chef uns gleich mit zum Camp nehmen kann, wenn er sie vom Bahnhof abholt. Wir lehnten zunächst dankend ab, da wir sowieso den Transport gebucht hatten und noch für die kommenden Tage reichlich Proviant einkaufen mussten. Dennoch organisierte sie für uns, dass zumindest unsere Rucksäcke schon mit ins Camp fuhren und uns ihr Chef später am Supermarkt abholt. So spazierten wir ohne unsere schweren Rucksäcke durch Kiruna und stellten erstmal fest, wie verlassen die Stadt wirkt. Im „Shoppingcenter“, bestehend aus einem Cafe, einer Apotheke, einem Frisör, einem Schmuckgeschäft und zwei Bekleidungsläden, waren wir die Einzigen. Im Supermarkt wenig später trafen wir dann aber ein paar mehr Leute an ;). Gleich an unserem ersten Tag schneite es und es war kalt. Umso glücklicher waren wir dann, als wir im warmen Auto zum Camp gefahren wurden.
Wir hatten eine kleine niedliche Hütte mit Doppelbett und Gemeinschaftsküche und -bad gebucht. Das Camp ist wirklich sehr empfehlenswert, wenn man Kiruna einmal besuchen möchte: https://campalta.net/
Der Inhaber ist ein sehr freundlicher Mann, der etwas Mitleid mit uns hatte und uns ein Sonderangebot für den
Langlaufskiverleih machte, damit wir uns nicht langweilen.
Anfangs hatte ich auch etwas Angst, dass uns langweilig werden könnte, dann waren wir beide aber schon am zweiten Tag krank. Höchstwahrscheinlich hatten wir uns bei den Kindern angesteckt, die am Wochenende auch kränkelten. So lagen wir die ersten Tage erstmal flach, haben entspannt, Netflix geschaut und versucht andere weitestgehend zu meiden, was nicht so schwer war, da das Camp zu diesem Zeitpunkt noch recht leer war.
Als es uns dann wieder einigermaßen besser ging, haben wir uns auch ein paar mal auf die Ski gewagt und sind unter anderem um den See gefahren.
Ansonsten haben wir natürlich ausgeschlafen und gegen 14 Uhr meist den Sonnenuntergang beobachtet.
Was uns auch viel Freude bereitet hat, war täglich den Himmel zu beobachten, da dieser auch tagsüber immer wunderschön und sehr interessant aussah.
Ein unglaubliches Naturspektakel – die Nordlichter!
Samstag war es dann das erste Mal soweit! Wir haben die Nordlichter – zwar nur schwach – gesehen! Zunächst war ich mir nicht sicher, da der gräuliche, leicht grüne, Schleier auch eine Wolke hätte sein können, auf einem Handyfoto konnte man den grünen Schimmer aber ganz deutlich erkennen. Schon dieses Mal war beeindruckend. Zwar waren die Lichter nur leicht am Himmel zu sehen, trotzdem war es unglaublich dieses Naturspektakel beobachtet zu haben. Dennoch faszinierte mich an diesem Abend der Sternenhimmel, der sich ziemlich stark von dem unterscheidet, den man bei uns zu Hause beobachten kann, fast noch mehr. Nicht nur, dass die Sterne auf Grund des fehlenden Lichtsmogs viel besser zu erkennen waren, sondern auch das Gefühl völlig neue, noch nie gesehene Sterne zu sehen, beeindruckten mich irgendwie sehr.
Und wir hatten noch mehr Glück! Montag darauf waren die Nordlichter noch intensiver zu sehen! Durch eine Gruppe Italiener, die sich lautstark darüber freuten, wurden wir aufmerksam und haben unsere warme Kabine verlassen. Und es hat sich definitiv gelohnt! Ungefähr eine Stunde lang konnte man die grünen Lichter tatsächlich sogar über den Himmel tanzen sehen! Genug Zeit um ein paar schöne Fotos zu schießen und mit einem deutschen Paar ein Glas Wein zu genießen. Schon alleine dafür, hatte sich die weite Anreise gelohnt!
Das Touristenprogramm – Schneemobil- und Huskytour
Um es mal ausprobiert zu haben, hatten wir uns dazu entschieden etwas Geld in die Hand zu nehmen und uns die angebotene Schneemobil- und Hundeschlittentour zu leisten. Es war tatsächlich nicht gerade billig, aber wir sind der Meinung, es hat sich gelohnt.
Bei der Schneemobiltour waren wir in einer Gruppe von ca. 20 Leuten plus zwei Guides – der Chef des Camps und einer seiner Mitarbeiter, unterwegs. Immer zu zweit sind wir zunächst mit 20-30 km/h und später sogar 70km/h über den See gefahren. Es ist schon eine anderes Gefühl, wenn man anders als beim Auto die Geschwindigkeit wirklich spürt. Da kommen einem 30km/h schon unglaublich schnell vor und es hat uns schon etwas Mut gekostet am Ende auch schneller zu fahren. Unglaublichen Spaß hat es aber schon gemacht und es muss ja niemand wissen, dass wir konstant die Langsamsten waren ;).
Man könnte meinen, dass es bei der Huskytour dann etwas ruhiger zuging. Da täuscht man sich aber! Als wir auf der Hundefarm ankamen, wurden wir von lautem Gebell begrüßt und als es dann losging spurteten die Hunde, die voller Vorfreude aufs Laufen waren, los. Da wir auch hier unseren Schlitten, gezogen von fünf Hunden, selbststeuerten, war es am Anfang gar nicht so leicht, die Hunde etwas zu bremsen, um dem Vordermann nicht aufzufahren. Auch diese Attraktion hat viel Spaß gemacht, auch wenn wir nach ca. 2h Fahrt trotz unserer Skikleidung und extra Winteroverall komplett durchgefroren waren.
Dennoch hatte ich einige bedenken, vor allem bezüglich der Hundehaltung. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass es Artgerecht ist 150 Hunde in Zwingern mit je 3-4 Hunde zu halten und ca. 50 davon einmal am Tag mit dem Schlitten loszuschicken. Leider hatten wir nicht die Möglichkeit uns mit den Leuten des Hofes genauer zu unterhalten, mich hätte noch interessiert, ob die Tiere außer der Schlittentouren noch anderweitig Bewegung oder Beschäftigung bekommen. Nach ca. 20 Minuten Mittagessen, was in der Tour inbegriffen war, wurden wir, aber auch schon wieder „rausgeschmissen“ und zu unserem Camp zurückgebracht.
Lagerfeuerabend und neue Freunde
Gegen Ende unseres Aufenthaltes füllte sich das Camp dann etwas und wir lernten Cassie aus den Niederlanden kennen. Sie hatte sich ein paar Tage feigenommen und war nach Kiruna gereist, um die Nordlichter zu sehen. Sie ist eine unglaublich talentierte und inspiriende Person mit einer wunderschönen Stimme. Wir haben viele interessanten Gespräche mit ihr in der Küche geführt und zusammen am Lagerfeuer in einer der Lagerfeuerhütten Gitarre gespielt, gesungen und dabei Marshmallows über dem Feuer geröstet.
Diese 10 Tage in Kiruna waren wirklich sehr abwechslungsreich und unglaublich interessant. Für uns hat es sich wirklich gelohnt diese Erfahrung mitgenommen zu haben und es war schon etwas traurig, als wir Samstag dann weiterfahren mussten, auch wenn wir uns schon sehr auf Stockholm gefreut haben.
Hej då und bis gleich ;)!
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